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Fachtage und pädagogische Nachmittage

Fachtagung

Fachtag „herausfordernde Kinder“

Wie in jedem Jahr führt die Gemeinde für alle pädagogischen Fachkräfte einen Fachtag zu aktuellen, pädagogischen Themen durch. 2016 wurde zum Thema "herausfordernde Kinder" referiert.

 Kein Kind steht morgens auf und nimmt sich vor seine Eltern oder Erzieher gegen sich aufzubringen. Es will nicht, dass sie gereizt werden, dass sie schimpfen oder schreien. Kein Kind möchte, dass seine Bezugspersonen traurig oder verzweifelt sind, dass sie sich Sorgen machen oder dass die Erzieher sich beklagen oder ratlos sind.Kinder, die scheinbar anders sind, von der Norm abweichen oder auffälliges Verhalten zeigen, stellen ihre Erzieher immer wieder vor schwierige Situationen und bedürfen einer ganz besonderen Betrachtung. Etwa 20% aller Kinder gelten als Herausfordernd. Früher hießen sie Zappelphilipp, Hans-kuck-in-die-Luft, Paulinchen oder Friederich. Heute gelten Sie als hochbegabt, als Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom, schüchtern, vorlaut oder lerngestört. Die Störungen des Sozialverhaltens, also Kinder ohne Grenzen, die Muster dissozialen, aggressiven oder aufsässigen Verhaltens länger als 6 Monate zeigen, sind auf dem Vormarsch. Diese Kinder werden im Laufe ihres Lebens von ihren gleichaltrigen Kindern abgehängt.Aber muss das sein?Diese Zuschreibungen veranlassen uns zu besonderen erzieherischen Maßnahmen und verstellen oft den Blick für die Stärken und Ressourcen dieser Kinder. An unserem diesjährigen Fachtag konnten alle pädagogischen Fachkräfte aus Oberstenfeld ihr Wissen zu möglichen Ursachen und Handlungsmöglichkeiten erweitern.Der Psychologe und Kinder- und Jugendpsychotherapeut Thomas von Stosch führte in einer sehr anschaulichen und informativen Art aus, welche Entwicklungsbeeinträchtigungen schon der Fötus im Mutterleib oder der Säugling ausgesetzt ist. Da fielen Worte wie „Überforderung der Kinder“, „Bindungsbeeinträchtigungen“, „Grenzen setzen“ und „Anstrengungsbereitschaft der Eltern“.Mögliche Ursachen zu kennen und die Kinder bestmöglich zu unterstützen war damit das Hauptthema des Fachtages. Beispielsweise fangen Säuglinge im 3. Lebensmonat an, den Raum wahrzunehmen. Wenn sie in diesem Zeitraum, aus was für Gründen auch immer, wenig Anregungen durch Mimik und Beziehung erhalten, kann das eine Störung der Nähe-Distanz-Wahrnehmung des Kindes auslösen, weil diese Kinder schlichtweg ihre räumliche Wahrnehmung nicht ausreichend entwickeln konnten. Diese Kinder kommen dann unbewusst anderen Menschen körperlich zu Nah. Kennt die pädagogische Fachkraft aber diese mögliche Ursache, wird sie ganz anders auf das Kind zugehen und es beim Aufbau seiner Wahrnehmung unterstützen.Mit den Prinzipien des Führens und Folgens werden die Kinder aus der Verantwortung genommen. Die Fachkräfte und Eltern überlegen sich: „Welche Erfahrungen muss das Kind machen, damit es anderes Verhalten zeigen kann? Wir sind die Erwachsenen und sorgen für dich! Wir wissen wie es geht und schützen dich und die anderen Kinder. Dabei geht es nicht um ein „Rumkommandieren“ sondern, um eine sehr intensive Lernerfahrung. Herr von Stosch hob noch einmal die Wichtigkeit des engen Austausches mit den Eltern hervor, nur so können Lösungswege gesucht und umgesetzt werden.In den Workshops am Nachmittag bearbeiteten die Fachkräfte, unterschiedliche Effekte der Wahrnehmung und deren mögliche Beeinträchtigung bei den Beobachtungen. Nur so ist ein objektiver Blick auf die Kinder zu erhalten.

Fachtag „Inklusion“ für alle pädagogischen Fachkräfte der Gemeinde Oberstenfeld

Wie jedes Jahr trafen sich wieder alle pädagogischen Fachkräfte zu unserem Fachtag im Bürgerhaus Oberstenfeld. Diesmal setzten wir uns mit dem Thema Inklusion auseinander.

Aber was bedeutet Inklusion eigentlich?

Der Begriff Inklusion stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „einschließen“ oder „einbeziehen“. Einfach beschrieben, bedeutet, die Inklusion ein Gesellschaftskonzept, in dem sich jeder Mensch unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, Nationalität, Bildung und einer eventuellen Behinderung, zugehörig fühlen kann.In einer sogenannten inklusiven Gesellschaft wird niemand ausgegrenzt und Unterschiedlichkeit nicht bloß toleriert, sondern als selbstverständlich betrachtet. „Normal“ ist nur, dass alle Menschen unterschiedlich sind und eben auch unterschiedliche Bedürfnisse haben. In der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion als Menschenrecht festgeschrieben. Deutschland hat diese Vereinbarung 2006 zwar unterzeichnet, der Weg zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft ist jedoch noch lang.

Welche Anforderungen ergeben sie damit an die Frühpädagogik?Der Weg zu einer inklusive Frühpädagogik erfordert eine Veränderung der Einrichtungen (Barrierefreiheit, inklusive Konzeption, multiprofessionelle Teams) und der Rahmenbedingungen (Gesetze, Finanzierung, Ausstattung).Ebenso müssen die pädagogischen Fachkräfte ihre professionelle Haltung und ihr pädagogisches Handeln weiterentwickeln. Sie stehen vor der Herausforderung einerseits weitgehend auf die Zuschreibung von Merkmalen zu verzichten, da diese stigmatisieren können. Andererseits sensibel zu sein für Hürden, die aus unterschiedlichen Lebenslagen resultieren, um diese bewusst abzubauen. Dazu gehört auch, dass sich die Fachkräfte ihrer Grenzen bewusst werden und Vorurteile reflektieren. Dies haben wir in Oberstenfeld mit der Bearbeitung des Qualitätsbereiches Vielfalt des Nationalen Kriterienkatalogs und unserer Auftaktveranstaltung zum Thema Inklusion in Angriff genommen.Das pädagogische Team aller Kinderbetreuungseinrichtungen wird sich in den nächsten Jahren immer wieder mit den unterschiedlichen Aspekten und Anforderungen der Inklusion auseinandersetzen. Für diese komplexen Aufgaben benötigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kitas spezifisches Wissen und Können über die Dimensionen und Hintergründe von Heterogenität/ Unterschiedlichkeit und den Umgang damit in der pädagogischen Praxis. Alle Fachkräfte werden versuchen, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, jedem Kind den gleichen Zugang zu Bildung zu geben.Dies ist jedoch noch ein weiter Weg und nur im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen Konzeptes zu verwirklichen.